3.2 Interpretation
Die Faszination dieser Experimente liegt in der Simulation lebensähnlicher Systeme nach den Regeln der Evolution und in der Möglichkeit der Beeinflussung durch den Besucher.
Das Bild der Natur in den Naturwissenschaften in den letzten Jahren hat sich gewandelt. Der Mensch gilt nicht mehr als Zuschauer, sondern als Mitspieler im Wechselspiel von künstlichen und natürlichen Prozessen. In diesem Rückkopplungssystem ist der Besucher kein externer Betrachter mehr. Seine Handlungen stehen in enger Wechselbeziehung mit der Umgebung, die er ständig verändert und aus immer neuen Perspektiven wahrnimmt.
- Wesentliche Merkmale des Künstlichen Lebens wurden in
A-Volve integriert: Genetischer Austausch,
Vererbung, Mutation, Cross-Over, Entwicklung, Evolution, Selektion, Wettkampf, Tod.
Ein Hauptaspekt der Arbeit ist das Einbeziehen der Individualität der Betrachter, die ihre individuellen Entscheidungen an die künstlichen Lebewesen weitergeben und damit deren künstliche Individualität mitbestimmen. Aus der engen Kombination von Realität und künstlicher Realität entsteht ein komplexes System von künstlichem Leben, das sich im Pool A-Volve manifestiert.
3.2.1 Random, Improvisation und Austauschbarkeit
Random ist ein Prozess, der ständig neue Resultate hervorbringen kann. In der Programmiertechnik wird Random oder Zufallsgeneration verwendet, um Variabilität und Variation zu erzeugen.
Sommerer und Mignonneau arbeiten in ihren interaktiven Systemen nicht mit Computer Random, sondern mit menschlichem und organischem Random.
Die Natur ist gekennzeichnet durch eine ungeheure Arten- und Formenvielfalt. Man denke nur daran, wie jeder individuelle Organismus sich vom anderen unterscheidet, selbst innerhalb derselben Spezies (zum Beispiel sind unsere Gesichter alle verschieden, obwohl sie aus denselben Strukturen bestehen: 2 Augen, 1 Nase, 1 Mund). Man kann diese Art des individuellen organischen oder menschlichen Randoms als Persönlichkeit umschreiben.
Somit ist das Kunstwerk zum lebendigen System ('Art as a Living System') geworden. Vorgegebene Struktur wird erst durch das Publikum und im Zusammenspiel mit den künstlichen Lebensprozessen entstehen und evolvieren.
Die A-Volve-Kreaturen sind nicht vorprogrammiert, sondern entstehen in Echtzeit durch die Interaktion der Benutzer und durch die Evolution im System selbst. Dadurch ist eine große und unbegrenzte Vielfalt an Formen möglich, die nicht vom Künstler, sondern vom System selbst und von den Vorstellungen der Benutzer getragen ist.
Übersicht Videoplace Das goldene Kalb Begriffe und Definitionen
| © 1999
Maria Oelinger Gesamthochschule Duisburg |
Sommeruniversität Bremen 13. - 24. Sep. 1999 |
Letzte Änderung: 19.01.2000 address: http://www.oelinger.de/maria/interact/avolve4.htm |