Reisebericht 8 |
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Von Sydney über Bali nach Java
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Lang, lang ist's her, seit Ihr unseren letzten Reisebericht gelesen habt. Neuseeland ist ein sehr schönes Land mit vielen netten Leuten und unterschiedlichen Landschaften. Und in Christchurch hat es uns sogar richtig Spaß gemacht, unter gelbblättrigen Bäumen in der Herbstsonne einen Kaffee zu trinken. Wir sind uns auch beide sicher, dass es einfacher und entspannter ist, das Land mit einem Leihwagen und einem etwas höheren Tagesbudget zu bereisen. Kurz gesagt, es war einfach für uns nicht der richtige Zeitpunkt, um New Zealand zu bereisen. Von Neu Zealand aus ging es über Sydney nach Indonesien, genauer gesagt nach Bali. Was Bali - die Trauminsel Indonesiens - angeht, hat sich der Traum wohl etwas verändert. Bali ist sehr touristisch und die Strände sind leider auch nicht mehr ganz weiß. Aber es ist immer noch sehr warm und sehenswert. Wir waren zuerst in einem kleinen Strandort (Kuta), der eigentlich nur noch aus Hotels, Geschäften und Restaurants besteht und sind von dort aus weiter nach Ubud gezogen. Dort ist alles etwas ruhiger und angenehmer (allerdings ohne Meer). Dort haben wir uns an einem Tag ein Moped gemietet und sind damit über die Insel getuckert. Ich (Conny) kann Euch sagen, das war anstrengend:
Aber es hat sich wirklich gelohnt!! In den Bergen gab es glücklicherweise weniger Verker und die Landschaft war einfach traumhaft. Besonders spannend war es auf den Bergstraßen. Ich habe mich ständig gefragt, ob unsere Bremsen durchhalten und unser Motor nicht an Überhitzung leidet. Als wir dann acht Stunden später das Moped abstellten, war ich völlig verkrampft und mein Po tat mir ganz schön weh! Ein paar Tage später konnten wir das hinduistische Neujahrsfest miterleben. Es erinnert ein bisschen an unseren guten alten Straßenkarneval. Abends gibt es eine Parade mit großen und kleinen Ogho Oghos, die mit viel Radau durch die Straßen getragen werden, um auch wirklich jeden Geist von der Insel zu vertreiben. Ogho Oghos sind mit Pappmaché oder mit Schaumstoff verkleidete Monster, die 1 - 5 m groß sind und auf einem Bambusgestell durch die Straßen getragen werden. Dabei kann man sagen, je größer der Ogho, desto größer die Träger. Die kleinsten Träger waren vielleicht mal gerade 6 Jahr alt. Pünklich vor Mitternacht verschwinden alle Leute von den Straßen, verkriechen sich in ihr Haus und knipsen alle Lichter aus. Denn die gerade vertriebenen Geister sollen ja glauben, dass die Insel unbewohnt ist. Und so ist es am Tag nach der Parade auf der gesamten Insel ruhig. Kein Flugzeug fliegt, keine Mopeds und Autos und auch keine Menschen sind auf der Straße. Ruhe ... einfach Ruhe ... Und das ist verdammt selten in Indonesien. Hätten wir auf Bali geahnt, dass der Straßenverkehr noch schlimmer werden könnte, dann wären wir wahrscheinlich nie nach Java gefahren. Auf Java scheint es nur noch Großstädte und Reisfelder zu geben. Wenn man dann noch überlegt, dass auf Java 1000 Einwohner / km2 leben, kann man sich vielleicht vorstellen, wie die Städte ausschauen - Autos, Busse, Rikschas, Mopeds ... Wir sind hier auch ein einziges Mal mit einem Bus durch die Gegend gefahren. Ich kann Euch sagen, wir fühlten uns wie Michael Schumachers Ko-Piloten! Und selbst die Einheimischen hielten gelegentlich die Luft an. Unser Busfahrer hat mindestens 20 Mopeds in den Straßengraben gedrängt und auch vor Autos, die uns entgegen kamen, hatte er keinen Respekt. Dank seiner Fahrkünste kamen wir immerhin nur mit 3 Stunden statt 6 Stunden Verspätung in Surabaya an. Eigentlich ist Surabaya eine Stadt, die jeder Traveller der Welt übergeht. Die zweitgrößte Industriestadt Indonesiens hat aber auch gar nichts, was einen Touristen interessieren könnte. Dazu sind die Hotels hier, aufgrund der vielen Geschäftsleute, jenseits von unserem kleinem Reise-Budget. Aber watt solls. Wir sind hier nun mal gelandet, weil ich (Stephan) nach ca. sieben Stunden Fahrt schlaftrunken gehört habe, dass man im Zoo Komodo-Warane sehen kann. So dachten wir, nix wie hin. Später stellte sich heraus, dass in jeder anderen Stadt, in der wir waren, Komodo-Warane zu sehen sind .... Auf jeden Fall - bei der Organisation unserer Weiterreise per Bahn (!!) hat sich uns am Bahnhof ein netter "Einheimischer" vorgestellt, der derzeit einen Deutsch-Kurs macht und uns - gegen kostenlosen Sprachunterricht - die Stadt zeigen wollte. Die Führung durch die Stadt hat sich als wirklicher Glücksgriff herausgestellt. Wir haben Ecken und Märkte gesehen, in die wir alleine nie gegangen wären. Conny wurde im Markt von Marktfrauen angefasst und bewundert, uns wurden getrocknete Fische angeboten. Nebenher durften wir fotografieren, riechen, schmecken und staunen ... Herrlich! Abends dann haben wir uns bei unserem Führer mit Geld für seine nächste Deutsch-Prüfung revanchiert. Er hat uns so gekonnt und geschickt sein Trinkgeld aus den Taschen gezogen, dass man wirklich mit dem Gedanken: "Datt hat er sich redlich verdient!" nach Hause gegangen ist. Dass unser Führer nur eine überaus geschickte und freundliche Masche gewählt hat, den Touristen das Geld aus den Taschen zu ziehen, haben wir später festgestellt. Auch dass unser Trinkgeld der ortsübliche Lohn für eine Woche Arbeit darstellte .... Aber wie nett der datt gemacht hat ... Conny und die weiße Haut ...Als Tourist fällt man auf Java ganz schön auf. Seit vier Jahren ist der Tourismus
hier wegen Unruhen sehr stark zurückgegangen. Außerdem gibt es hier nur sehr wenige Menschen
mit weißer Hautfarbe und eine helle Hautfarbe gilt hier als Schönheitssymbol.
Da kommt man sich gelegentlich vor wie ein Filmstar: Zuerst wurde ich nur ein bischen angestarrt. Doch plötzlich rannten alle los und umringten
mich. Irgendein Lehrer hat mich dann gefragt, ob sie ein Foto von mir machen dürften. - O.K. Vermeintlicher Möbelkauf, Spionage, Ruhe im Affenwald und entäuschte Augen ...Nach den Tempeln und den Tagen in der stinkenden Stadt Yojakarta, sind wir zum
schöpferischen Schaffen nach Solo gefahren. Dort haben wir einen Batik-Kurs belegt. Da Conny nicht
alleine gehen wollte, musste auch ich dran glauben.
Da fand ich mich frühmorgens um acht Uhr, völlig übermüdet und so gar nicht interessiert,
in einer Familienrunde wieder, in der uns Dreien (wir und Cyntia, eine nette Holländerin) zunächst
einmal freundlich ein Platz am Tisch zugewiesen wurde und wir dann ca. eine Stunde ein Motiv auswählen
konnten.
Die Stunde galt letztendlich weniger der Motivsuche, weil die haben wir schließlich selbst kreiert, als
mehr der Überbrückung der Wartezeit. Man konnte sich nicht so ganz einigen, wer uns die Kunst des
Batik beibringen sollte. Als sich endlich jemdand gefunden hatte, fehlte nur noch der Stoff. Aber kein Problem,
nach einer weiteren Kleinigkeit von einer Stunde war auch dieses Hindernis überwunden. Nun gings ans Malen.
Wir haben unsere Motive mit Bleistift auf den Stoff übertragen. Die Familie hat sich währenddessen
in wechselnder Folge um uns gekümmert, uns unterbochen, lustig gegen die Tischkante gestoßen
(ungefähr 93 Mal), Stifte organisiert, unsere Lehrmeisterin hat sich schlafen gelegt und wir sind im
allgemeinen Trubel von der Familie in einer merkwürdigen Mischung aus Ignoranz und völliger Einnahme
behandelt worden.
Gegen Mittag haben wir dann beschlossen, dass es an der Zeit sei, die nächsten Schritte einzuleiten.
Unsere Lehrmeisterin war nicht mehr aufzufinden und so hat sich kurzerhand das nächste Familienmitglied,
fröhlich indonesisch sprechend, bemüht, uns die Behandlung des Stoffes mit der Wachspfeiffe
beizubringen. Angesichts der Sprachbarrieren ist uns auch dieser Schritt unseres Kurses durch sagenhafte
Selbsterfahrung gelungen. Später am Nachmittag tauchte dann unsere Lehrmeisterin auf, ein Dolmetscher
fand sich und die übrigen neugierigen Familienmitglieder fanden es wieder mal an der Zeit, ihre
vorherige Ignoranz durch intensive Körpernähe zu kompensieren ...
Ich könnt' ja endlos weitermachen, aber ... Abends haben wir unsere Traummöbel in einem Lokal gesichtet. Stühle, die vor
Eleganz strotzen und dabei so dermaßen stabil sind, dass ich ungeachtet meines wachsenden
Körperumfanges auch in zwanzig Jahren noch bequem sitzen könnte. Daneben gab es so super passende
Kommoden, Tische, Schränke, Trennwände und allen möglichen schönen Schnick-Schnack,
dass wir kalkulierenderweise die Abende verbracht haben. Irgendwie hatten wir es auch geschafft,
mit Cyntia und Ihrem Freund Paulo in den Werkstätten zu landen und konnten so einen Blick hinter die
Kulissen werfen. Dass dieser Blick für das andere Pärchen reine Spionage war, haben wir erst
später festgestellt. Cyntia arbeitet nämlich für einen holländischen Unternehmer,
der Möbel in Indonesien herstellen lässt, sie nach Rotterdam schickt und haufenweise im
Rhein-Ruhr-Gebiet verkauft ... Nach all den Überlegungen und dem Trubel war uns nach Ruhe. Die haben wir in Pangadaran gefunden. Einem Örtchen, das einen wunderbaren Affenwald und einen davorliegenden Strand sein eigen nennt. Nur, hat sich jemand schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass Affen stinken, einem die Taschen klauen und so gar keine Lust haben, sich respektvoll gegenüber Touristen zu verhalten, die in ihr Revier eindringen??? Unglaublich! Also nix mit Traumstrand! Und zu allen Übeln kamen alle Nase lang Boote, die Menschen am Strand aussetzten, just an der Stelle, an der wir badeten. Kein Wunder, dass die Bootsführer genau diese Stelle ausgesucht haben. Ist sie doch weit und breit die einzige Möglichkeit, mit dem Boot an den Strand zu gelangen. Ansonsten ist das Meer nämlich hier von Korallenriffen umgeben und die stören nicht nur Touristen beim Baden, sondern auch Außenbord-Motoren. Nun denn - in Pangadaran haben wir trotz dieser kleinen Widrigkeiten, die uns in Wahrheit eher belustigt haben, eine wunderschöne Woche verbracht. Wir wurden von unserer Hausmutter verwöhnt, nach Strich und Faden! Morgens Kaffee, mittags Kaffee, abends Kaffee, dazwischen frische Annanas, Melonen ... Die Wäsche wurde uns gewaschen und wir wollten einfach nicht weiter. Zudem haben wir einen weiteren Langzeitreisenden getroffen, mit dem wir viele Stunden diskutiert und geklönt haben. Dazu die Affen, Warane und Fischer, die ihre Netze eingeholt haben. A propos Fischer. Da sind ca. zehn Menschen zwei Stunden damit beschäftigt, die Fischernetze einzuholen. Zehn Menschen, zwei Stunden! Das muss man sich mal vorstellen (und wir faziniert daneben sitzend, wie die armen Arbeiter schwitzend ihre Arbeit verrichten ...)! Es ist eine verdammt harte Arbeit, ein Netz einzuholen. Und wir dachten: Mensch, da muss ja eine Menge zusammenkommen. Tut et auch in gewisser Weise. So kommt kurz vorm Finale eine Menge an Menschen, meistens Frauen, aus dem Dorf. Dazu kommen noch mal 'ne Menge Touristen und 'ne Menge Kinder. Zu guter Letzt die Hunde. Und während die Fischer die letzten Meter einholen, wächst meine Ehrfurcht und meine Erwartung. Ich denke an große Fische ... Aber was muss ich sehen? Kein einziger großer Fisch hat sich in dem Netz verfangen. Es gibt Unmengen an Plastiktüten und Unrat. So viel, dass die kümmerlichen Fische nicht auffallen. Es gibt ca. zehn handgroße Fische, ca. 100 fingernagelgroße Fische und sonst nichts, nichts, nichts. Ich war absolut bestürzt und entäuscht. Die Fischer nahmen's gelassen und warfen den frisch gefangenen Müll einfach wieder zurück ins Meer. Fassungslos haben wir uns dieses Schauspiel dreimal angeschaut. Immer wieder hoffend auf den großen Fang. Aber nichts ... Alles Liebe und bis die Tage Conny und Stephan |
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© 2002 Maria Oelinger Dipl.-Math. |
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Letzte Änderung: 12.10.2002 address: http://www.oelinger.de/hauser/reisebericht08.htm |