Reisebericht 5 |
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Von Machu Picchu an die bolivianische Grenze
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Machu Picchu!! Die Spanier hatten Machu Picchu bei ihrer Eroberung des Kontinents nicht endeckt und so blieb sie von Zerstörung verschont. Die Stadt geriet jahrhundertelang unter dem Schutz des Urwaldes in Vergessenheit, bis sie Anfang des 20. Jahrhunderts von einem amerikanischen Forscher wiederentdeckt und ausgeplündert wurde. In Cusco, der Stadt, die die Spanier bis auf die Grundmauern der Inkas geschleift haben, haben wir uns natürlich den weltbekannten Stein mit den zwölf Ecken sowie eine riesige Tempelanlage angesehen. Die Perfektion der aus Stein gehauenen Quader faziniert. Kein Blatt passt zwischen die Steine und Beton oder ein Bindematerial sucht man vergebens. Diese Mauern halten bis heute den Erdbeben stand; watt man nicht von jedem Gebäude behaupten kann, das die Kolonialherren gebaut haben. Fazinierend ist auch der Geschäftssinn jedes noch so kleinen Cuscoers. Alles, was Beine hat, rennt mit Bonbons, Schuhputzzeug oder wahlweise Postkarten durch die Gegend, stellt sich jedem, aber auch jedem Touristen in den Weg, schaut auf und sagt, flehentlich bittend: "Comprame". Und wenn de dann watt kaufs, ne, dann stehen mindenstens 20 weitere Kinder um Dich herum und wollen ihre Produkte loswerden. Also, nach dem zweiten Tag in Cusco konnten wir "Nein" sagen - und das in allen Varianten, je nach Aufdringlichkeit unseres Gegenübers. Cusco ist übrigens eine Stadt, die mit dem übrigen Städten in Peru wenig gemein hat. Sie ist einigermaßen sauber; sie hat Arkadengänge; es gibt Tausende von Touristen ... Sie ist sozusagen durch und durch eine kolonialisierte Touristenstadt. Wenn man Nasca, wo irgendwelche Vor-Inkaianer riesige Felsenzeichnungen in den Wüstensand geritzt haben, mit Cusco vergleicht, so hat man das Gefühl, man wechselt von einem unwirklichen "Disneyland" in die Realität. Hier sieht es dann wieder so aus, wie es in den anderen Städten auch aussieht: Es gibt viel, viel Sand, viel Staub und viele Straßen-Stände, die aus dem Grau herausleuchten, mit frischen Papajas, Mangos, Orangen, einer Vielzahl von Kartoffeln mit einer fast unendlichen Farbvielfalt, daneben das abgeschlagene Bein des Schweines und die 30 Hühner, die nackig am Hacken hängen und gar nicht glücklich aussehen ... Neben den Städten faziniert in Südamerika vor allem die Natur. Und davon gibt es in jedem Land reichlich. Hier fährt man 20 Stunden durch Steppe, dort durch eine Sandwüste oder wahlweise auch drei Tage durch Hochebenen von Bolivien (und da bisse schon auf 3.000 bis 5.000 Meter und kanns immer noch rechts und links Berge sehen, die höher sind), unglaubliche Farbspiele, ellenlange Sandwüste, deren Oberfläche, gezeichnet durch den Wind, so aussieht, als hätte man Tausende runde Sandkästen mit einem Durchmesser von ca. 20 Metern gegraben. Unglaublich blauen Himmel, Sterne, so weit habe ich noch nie den Sternenhimmel auf die Erde fallen gesehen, die Milchstraße ist unglaublich klar, und und und ... Einfach schön. In den Momenten, in denen wir diese Natur-Schauspiele erleben, bejahen wir die Entscheidung des Reisens jedesmal aufs Neue! Nach fast zwei Wochen wurde uns Cusco langsam zu viel und Weihnachten wollten wir wirklich nicht zwischen Touristenfängern verbringen. Also sind wir weiter nach Arequipa gefahren. Die Stadt ist deutlich ruhiger als Cusco, hat viele weiße Häuser und einen riesigen alten Convent. Der Convent ist so groß wie ein kleines Dorf, mit Straßen und Plätzen. Die Nonnen, die früher dort gewohnt haben, waren oft Töchter von reichen Familien, die nur dort waren, weil die Tradition es so wollte. Viele der Familien haben Ihre Töchter, als diese ins Kloster gingen, mit einer richtig großen Aussteuer versorgt. Und die reichen Nonnen hatten im Kloster große Zellen mit einer Küche, einem Schlafzimmer, einem Wohnzimmer und sogar einem Zimmer für Ihre Dienstmädchen. Die Dienstmädchen waren entweder arme Nonnen oder Frauen aus dem Ort. Das Leben damals war schon recht luxoriös in dem Kloster. In Arequipa haben wir uns richtig entspannt. Lange geschlafen, gut gefrühstückt und anschließend ein bischen gebummelt. Weihnachten bzw. Heilig Abend haben wir eine Messe mit einem richtig netten Krippenspiel besucht. Anschließend sind wir dann noch essen gegangen und dann relativ früh in unseren sehr gemütlichen Betten eingeschlafen. Nach Nasca (siehe oben) sind wir weiter nach Ica. Quasi neben der Stadt gibt es unglaublich viel Sand. Riesige Sand-Dünen! Und eine kleine Lagune, um die sich neben den Palmen auch wunderschöne (mittlerweile verfallene und leerstehende) Restaurants und Hotels befinden. Aber es ist trotz allem eine Wohltat, in der Lagune zu schwimmen. Ist warm wie Pippi und ähnlich tief wie 'ne Badewanne! Und die Sand-Dünen sind so heiß und hoch, dass man nur mit besondererm Willen nach oben gelangt. Wenn man allerdings oben ist, hat man einen herrlichen Blick auf Sand. Und der kann so aufgetürmt, vom Wind geformt, ganz schön fazinierend sein. An der Bar unserer Absteige haben wir Pedro kennengelernt. Pedro, Peruaner seines Zeichens, hat zehn Jahre in den USA gearbeitet und nun die Schnauze voll von der amerikanischen Mentalität. Wir hatten an dem Abend so viel Spaß miteinander, dass ich (Stephan) irgendwann laut lachend mein Bier auf Conny und Pedro verteilt habe. Trinken und lachen geht halt nicht gemeinsam. War ein wenig peinlich!!! Dennoch sind wir alle zusammen weiter nach Ica gezogen und haben selbstgemachten Wein genossen ... Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Pisco, weil ich (Conny) unbedingt das Galapagos der Armen sehen wollte. Früh morgens (um 6 Uhr) sind wir dann mit einem kleinen schnellen Boot zu den Isla Ballestas rübergerast, haben uns dann mal kurz die Seelöwen und verschiedenen Seevögel angeschaut, um dann wieder mit Hochgeschwindigkeit ans Land zu rasen. Ich war ein bisschen enttäuscht von dieser schnellen Abfertigung, denn bei den Tieren hätte man locker mehr Zeit verbringen können. Zusätzlich war ich vom frühen Aufstehen müde. Als uns dann aber auf unserem "Rückflug" etwa zwanzig andere Boote entgegenkamen, war ich sehr froh, dass wir diese kurze Zeit wenigstens alleine bei den Inseln verbracht hatten. Am gleichen Tag fuhren wir dann nach Lima. Ein Tag nach dem Brand im Mercado Central. In Lima hingen die Fahnen überall auf Halbmast. Ca. 500 Menschen, vorwiegend Kinder, sind bei diesem Brand gestorben. Silvester haben wir dann auf peruanische Weise bei Pedros Familie gefeiert. Das kann man sich dann folgendermaßen vorstellen: Ein oder zwei Stunden vor Mitternacht versammeln sich alle Familien-Mitglieder, um sich schon mal warmzutrinken. Kurz vor Mitternacht geht man dann auf die Straße, um das alte Jahr zu verabschieden. Einige Raketen und Kracher werden angezündet und gelegentlich auch der ein oder andere Nubbel. Hier heißt er allerdings nicht "Nubbel", sondern Geldmann, und er sieht auch nicht so toll wir der Kölner Nubbel aus. Um Mitternacht fallen sich dann alle Leute um den Hals, wünschen sich ein frohes neues Jahr und gehen dann wieder nach drinnen um zu essen. Nach dem Essen steigt dann die eigentliche Fete. Die ganze Familie tanzt dann bis zum Umfallen zu Salza und Merenge-Musik und trinkt Bier. Die Fete dauert dann ewig und drei Tage. Als ich (Conny) um 4 Uhr sagte, ich sei müde, wurde nur erwidert, es sei doch noch so früh. Gegen halb sieben haben wir uns dann endlich ins Bett legen dürfen. Es hat wirklich Spaß gemacht. Und den darauffolgenden Tag haben wir mit unserer Regeneration verbracht. Im neuen Jahr (nach der Regenerationsphase) hat uns dann der Reisealltag eingeholt. Wo soll die Reise nun hingehen? Vor Ecuador wird derzeit gewarnt (Diebstähle, Überfälle, Vergewaltigungen), das auswärtige Amt warnt vor Kolumbien-Reisen und in Venezuela ist die Opposition mächtig damit beschäftigt, der Regierung einzuheizen ... Also dachten wir, nix nach Brasilien. Aber da haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Flug von Lima nach Salvador, Bahia, soll 1.200 US-Dollar kosten, nach heutigem Stand sind datt 1.320 Euro und datt iss bekanntlich eine ganze Menge Holz!!!! Nach langem Hin- und Herkalkulieren, vielen Überlegungen, wie etwa von Lima nach Panama, von dort nach Catagena und anschließend nach Sao Paulo (watt übrigens nicht alleine unseren Mist gewachsen ist; die Fluggesellschaften scheuen sich auch nicht erst nach Miami zu fliegen, bevor sie Brasilien von Peru aus anfliegen; wer Lust hat, mag sich den Irrsinn auf der Weltkarte ansehen) haben wir uns entschlossen, zurück nach La Paz zu fahren (im Luxus, Semi-Cama-Bus). Die Reise ist gegenüber dem Flugzeug unglaublich preiswert, leider auch unglaublich lang (24 Stunden statt 1 2/2 Flugstunden)!!!! So kommen wir in den Genuss, La Paz zum zweiten Mal zu sehen und auf dem Weg nach Brasilien durchqueren wir das Pantanal. Ein riesiges Feuchtgebiet mit Kaimanen, Vögeln, Spinnen, Schlangen und Millionen von blutrünstigen Moskitos. Wenigstens haben die Tiere - mit Ausnahme der Moskitos - die Gewohnheit, vor trampeligen Touristen zu fliehen, watt man ja von Menschen mit so hinterfotzigen Absichten wie Stehlen nicht immer behaupten kann ... Stehlen is' übrigens auch so'n Stichwort: Hier in Peru begegnen uns so viele Menschen, die darauf bedacht sind, Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen, wie nie zuvor. Der Taxifahrer verlangt den doppelten Preis und will nach der Fahrt und vorher verhandeltem Preis doch wieder seinen ursprünglichen Preis haben; der Busfahrer nimmt stillschweigend den doppelten Tarif; Diebe, die es auf unsere Tasche abgesehen haben, begegnen wir mittlerweile mit Ignoranz und dem Wissen, dass sie außer Toilettenpapier doch nichts Wichtiges an den Außentaschen des Rucksackes finden werden. Man hat das Gefühl, hier andauernd verarscht zu werden. In den anderen Ländern mag zwar auch gestohlen werden und Touristen müssen auch dort grundsätzlich mehr zahlen, aber hier in Peru fällt es auf. Dabei muss man dazu sagen, dass Menschen, die nicht wissen, wie sie den nächsten Tag überstehen sollen, leider keine Rücksicht auf wehleidige Touristen nehmen. Die meisten Peruaner sind unglaublich freundliche Menschen, die uns an die Hand nehmen, vor Gefahren warnen, so dass man im Endeffekt ganz genau weiß, was man machen kann und was nicht und gegenüber den Anderen mit den nicht so guten Absichten eine gewisse Gelassenheit entwickelt. Bevor wir jetzt auf eine tagelange Fahrt gehen, werden wir noch die Segnungen von Bembos (dem peruanischen MC-Donalds und weitaus besser!) genießen. Die tagelange Fahrt hat hier in La Paz - entgegen unserer Plane - zunächst eine kurze Verschnaufspause gefunden. Die Abflugzeiten des Fliegers richten sich nicht nach unseren Wünschen. Also heißt es warten. Anstatt Bus werden wir morgen den Flieger an die bolivianische Grenze nehmen. Die 40 Stunden per Bus, die vor uns lagen und der Preis, der lediglich 110 Euro weniger is als der Flugpreis, haben uns abgeschreckt. Dazu die Aussicht, nach einer schlaflosen Nacht wieder die nächste mitzunehmen. Näh, datt tut nich Not. Außerdem hat uns Gil, ein netter Israeli, ein saugeiles und billiges Hotel in La Paz gezeigt, das mit seinen Betten einfach lockt ... Macht et ma verdammt gut! Bis die Tage Conny und Stephan |
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© 2002 Maria Oelinger Dipl.-Math. |
Einmal um die ganze Welt |
Letzte Änderung: 02.03.2002 address: http://www.oelinger.de/hauser/reisebericht05.htm |