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Reisebericht 4
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Von Valparaiso zum Titicacasee
So um den 22. Dez. 2001

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Conny hat sich mittlerweile prächtig von ihrer Magen- und Darmgrippe erholt. Dafür holt mich, seitdem wir Santiago verlassen haben, mit schöner Regelmäßigkeit Montezumas Rache ein. Nicht weiter schlimm, nur nervend. Valparaiso ist weniger ein Traum, als mehr eine hässliche Hafenstadt, deren Glanz ganz schön verblasst ist. Dafür ist es für lauffaule Menschen bestens geeignet. Mehrere Aufzüge führen in die Oberstadt, von der man einen schönen Überblick über die Stadt gewinnen kann. Traum abgehakt. Am nächsten Tag sind wir mit Werner, Christine und Anja an den Strand gefahren. Unser erster Strandtag. Der Himmel war blau, die Bucht schön und das Wasser schön arschkalt. Aber das hat Anja weniger interessiert. Sie hat munter geplanscht und auch wir haben uns gemäßigt in die Fluten gewagt.

Als wir Werner und Christine erzählten, dass wir weiter nach Calama fahren wollten, meinte Christine nur, dass ihr Vater dort leben würde und da sie bisher noch nicht dort gewesen seien, haben sie kurzentschlossen ihr Geschäft für ein paar Tage geschlossen. Calama liegt am Rande der Atacama-Wüste, einer der trockensten Wüsten der Welt. Früher gehörte das Gebiet, das viele Bodenschätze enthält, zu Bolivien. Chile hat es sich in einem kurzen Krieg einverleibt. Die Verbitterung ist noch heute in Bolivien zu spüren.

Nicht weit von Calama hat der Vater von Christine eine ganze Menge Land aufgekauft. Am Rande seines Landes lebt er nun für einen Teil des Jahres in einem Container und wartet darauf, dass das Wüstenland von Mienenarbeitern, die Wohnraum suchen, entdeckt und urbar gemacht wird. Da allerdings gerade ein riesiges Gebiet in der Nähe für die Arbeiter erschlossen wurde, kann die Warterei noch recht lange dauern. Aber irgendwie hat es was, wenn man inmitten des Grundstücks auf der Freilandtoilette sitzt, den Sonnenuntergang betrachtet und sich überlegt, wie dieses "Nichts" irgendwann einmal aussehen wird. Schön!

Am nächsten Morgen haben wir die größte Kupfermine der Welt besichtigt. Ein gigantisches Loch. Die riesigen Kipplader sehen von oben wie kleine Spielzeugautos aus. Dabei sind die Reifen im Durchmesser schon mehr als zwei Meter groß ...

Wir sind weiter durch die Atacama-Wüste nach San Pedro de Atacama gefahren. Das ist ein netter kleiner Ort (max. so groß wie Orsoy), in dem es allerdings fast genau so viele Touristen wie Einwohner gibt. Von dort kann man das Valle de la Luna besichtigen, dass ziemlich bizzar aussieht. Der Boden dort ist an manchen Stellen nur mit einer dünnen Kruste versehen, unter der dicker grauer Schlammmatsch liegt. Ziemlich lustig ist es, wenn diese Kruste unter der Last von Touristen aufbricht. Trotz eindeutigen Warnungen haben einige den Pfad verlassen und sind ziemlich schön eingesunken. Herrliche Schweinerei ...

Die nächste Attraktion war eine riesige Sanddüne, von der man einen wunderbaren Blick auf die umliegende Landschaft hatte. Nach dem Sonnenuntergang hat sich Anja den Berg runtergekugelt und Conny und ich sind barfuss in einem Affenzahn runtergerannt. Hat total Spaß gemacht ...

Am nächsten Tag haben wir uns von Werner, Christine und Anja verabschiedet. Wir hatten eine schöne Zeit und haben durch sie viel mehr Eindrücke vom Land mitgenommen, als wir es als einfache Touristen gekonnt hätten. Danke dafür!

Weiter ging es mit einem Jeep von San Pedro de Atacama (Chile) durch die Wüste nach Uyuni. Super toll!! So viele Farben habe ich noch nicht gesehen. Lagunen in grün, grau und rot mit ein bischen weiß ... Und es war sogar etwas für mein Chemielaboranten-Herz dabei: Wir haben nämlich nach Schwefel stinkende Schlammgeysire besucht. Ich kann Euch sagen, es hat dort gezischt und gefaucht, als würde jemand einen Dampfkessel öffnen. Überall haben Schlammpfützen in verschiedenen Farben vor sich hingeblubbert. Und es hat gestunken wie beim schlimmsten Trennungsgang (im Quali-Labor), den Ihr Euch vorstellen könnt ... einfach schön.

Nur die Nächte sind verdammt kalt und bei bis zu 4500 m über NN kommt man schon ganz schön aus der Puste. Am nächsten Tag haben wir uns noch einen aktiven Vulkan angeschaut und am Tag danach den Salar de Uyuni. Einfach nur weiß und Salz, wohin das Auge reicht.

Von Uyuni (11.000 Einwohner und ca. 500 Touristen) sind wir dann nach Potosi gefahren. Potosi ist mit 4070 m über NN die höchstgelegene Stadt der Welt. Es gibt dort sehr viele schöne alte koloniale Häuser und eine sehr bittere koloniale Geschichte - die Spanier haben sehr lange sehr viel Silber aus den Mienen geklaut und als kein Silber mehr zu holen war, sind sie einfach abgehauen und haben die einheimischen Indios in ihrem Elend sitzen gelassen. Man spürt heute gelegentlich noch die Verbitterung der Leute.

Nach ein paar Tagen haben wir uns dann entschlossen, weiter nach Sucre (2700 ü. NN) zu fahren, um endlich mal wieder vernünftig atmen zu können, ohne bei der kleinsten Bewegung gleich außer Atem zu sein. Sucre ist eine recht schöne Kleinstadt. Dort befindet sich die erste Fahne Argentiniens. Die Argentinier haben den Bolivianern im Freiheitskampf gegen Spanien beigestanden und diese Fahne vergessen. Heute hätte Argentinien sie gerne zurück, aber Bolivien verweigert dies mit der Begründung, die Fahne sei nicht transportfähig (ziemlich kaputt sieht sie ja aus, aber es handelt sich wohl mehr um eine Ausrede ...). So pilgern jedes Jahr Argentinier hierher, um "ihre" erste Fahne zu sehen.

Als wir am nächsten Morgen weiter wollten, meinte der Hotelbesitzer nur, ich solle mal auf die Straße gehen. Außer einem scheinbaren Unfall sah ich nichts. Bei näherer Betrachtung stellte sich der vermeintliche Unfall als Straßenblockade der Bus- und Taxifahrer heraus. Sie hatten die ganze Stadt blockiert, um so für bessere Straßen zu kämpfen. Nix ging mehr. Wir hatten einen Tag mehr in Sucre und haben genau wie die Kinder, die auf den Straßen Fußball spielten, die Ruhe genossen. Und abends gab es Pizza und zwar eine echte!! Lecker! Nach fast drei Wochen Hähnchen und Pommes tat diese kulinarische Abwechslung richtig gut.

Nach einer anstrengenden Busfahrt durch die Nacht mit vielen Stopps, übervollen Gängen und zugiger kalter Nachtluft, sind wir in La Paz, der Hauptstadt Boliviens angekommen. Wir haben ja schon seit Uyuni die Trachten der Indios bewundert, die weiten Röcke, die langen Zöpfe und die großen Hüte der Frauen sowie die weiten Hosen der Männer und ihre lustigen Mützen, die bis über die Ohren gezogen sind. Aber hier in La Paz bekommen wir neben der Pracht Dreck und Armut deutlich zu sehen. Die Alten, Behinderten und Kinder sammeln überall. Dabei stoßen besonders die Alten leidende Laute aus und die Behinderten rütteln den ganzen Tag mit Ihrer Büchse und unterbrechen das monotone Kling-Klang nur für Sekunden, wenn sie ein Geldstück erhalten. Die Armut ist in einem solchen Übermaß gegenwärtig, dass man nicht jedem etwas geben kann und man zwangsläufig daran vorbeisehen muss ... Nicht besonders schön! Verona Feldbusch, eine gebürtige Bolivanierin, hat eine halbe Million Dollar für ein Kinderdorf gespendet, dass Straßenkindern eine Bleibe gibt. Vielleicht ist dies eine mögliche Lösung.

In den Märkten von La Paz kann man alles kaufen, was das Herz begehrt. Die Männer schleppen jeden Morgen ihren Verkaufsstand auf dem Rücken und die Frauen verkaufen den gesamten Tag. Teilweise sind die Lasten so abenteuerlich groß, dass man unweigerlich an Ameisen denken muss, die ja bekanntlich ein Vielfaches ihres Körpergewichtes tragen können. Einen Kühlschrank auf dem Rücken oder auch zwei große Fernseher (70'er Bilddiagonale) ist keine Kunst ... Wahnsinn.

La Paz ist eine Stadt, die uns gefällt. Sie ist neben dem Gestank und Dreck voller Leben, quirlig und bunt. Eine gute Abwechslung nach der vielen Natur und den "geordneten" Städten, Potosi und Sucre.

Den Dschungel in der Nähe La Paz haben wir ausgelassen. Die gefährlichste Straße der Welt, auf der täglich Menschen sterben und die in der Regenzeit ein besonderes Rutsch-Vergnügen bietet, wollten wir nicht kennenlernen. Die gemäßigtere Variante war, nach Copacabana zu fahren. Auf dem Weg dorthin haben wir den Titicaca-See mittels Booten überquert. Wir mussten in kleine Boote steigen und der Bus wurde in einem Kahn über den See transportiert. Interessant, wenn man neben dem Boot dann den Bus an sich vorbeituckern sieht. Eine völlig andere Perspektive.

Copacabana ist wieder ein Wallfahrtsort, an dem jeden Sonntag die Fahrzeuge gesegnet werden. Die Segnung wird entweder durch den Pfarrer oder den Fahrzeugbesitzer vorgenommen und besteht darin, dass man vor der Kathedrale einen Teil des "Weihwassers", das entweder aus einer Flasche Sekt, Wein, oder einer Flasche Bier besteht, gegen das Fahrzeug spritzt und den Rest austrinkt. Glücklicherweise hat unser Bus, mit dem wir weiter nach Puno gefahren sind, nicht an der Segnung teilgenommen. Einige Fahrer sahen ganz schön gesegnet aus ...

Die Hauptattraktion von Copacabana sind jedoch die beiden Inseln Isla de Sol und Isla de Luna. Wir haben einen zweitägigen Ausflug dorthin gemacht. Nachdem wir auf der Isla de Sol angekommen waren, haben wir eine dreistündige Wanderung in den südlichen Teil der Insel unternommen, wo wir dann übernachtet haben. Recht nett, aber nicht weiter aufregend.

Wie bereits geschrieben, sind wir von Copacabana weiter nach Puno gefahren. Die Stadt selbst hat nicht viel zu bieten, aber die "Floating Islands" sind ein Erlebnis. Mitten auf dem Titicaca-See haben einige Indios aus Schilf Inseln gebaut. Wenn man diese Inseln betritt, ist es wie auf einem Wasserbett und wenn man zu lange auf einer Stelle steht, können die Füße nass werden, weil man soweit einsackt. Auf den Inseln Amantani und Taquile, die wir danach besucht haben, gelten noch die alten Inka-Gesetze
"Du sollst nicht lügen, stehlen und faul sein."
Gearbeitet wird für die Dorfgemeinschaft, und es gibt Dorfälteste und einen Dorfrat. Daneben herrscht traditionelle Kleiderordnung. Die Frauen spinnen den gesamten Tag Wolle und die Männer stricken unaufhörlich.

Weiter gings nach Cusco, und Machu-Pichu, aber davon das nächste Mal.

Conny und Stephan

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© 2002 Maria Oelinger
Dipl.-Math.
Einmal um die ganze Welt Letzte Änderung: 05.02.2002
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