Reisebericht 3 |
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Vom Torres del Paine nach Santiago de Chile
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Karte |
Die Wanderungen im Park, Torres del Paine, haben richtig Spaß gemacht. Am ersten Tag hatten wir eine Strecke von ca. 6 Stunden zu bewältigen. Glücklicherweise war das Wetter einigermaßen gut. Der Himmel war von Wolken bedeckt und weit genug von uns entfernt prasselte der Regen (dies wurde uns durch die entgegenkommenden Wanderer bestätigt). Als wir im vermeintlichen Regengebiet ankamen, schien die Sonne. Schwein gehabt! Dafür waren waren die Temperaturen nicht gerade das, was man angenehm nennt. Aber nun denn - wir wollten es ja - Natur pur. Und die hatten wir nun. Nach dem Abendessen sind wir aber dennoch ins Refugium (einer Hütte mit warmen Ofen) gegangen um uns zu wärmen; die Nacht haben wir im Zelt verbracht (war schon ganz schön kalt). Am kommenden Tag sind wir wieder zurück gewandert und
wollten weiter der sogenannten "W-Route" folgen.
Frank und Kathleen, zwei nette Ossis, mit denen wir die Tage im Tag verbrachten,
sind lediglich bis zum nächsten Refugium gewandert, da das Knie von Frank seinen Dienst versagte. Conny und ich hingegen wollten weiter bis zum nächsten Zeltplatz, der in der "Mitte des W" lag. Nun wir sind auch frohen Mutes losmarschiert, haben die dunklen Wolken wieder einmal ignoriert und auf unser Glück gehofft. Nach einer halben Stunde jedoch fielen die ersten Tropfen, ein paar Meter weiter verwandelten sich diese in Schnee und noch ein wenig weiter in Hagel. Dazu kam Wind auf. Richtiger Wind! Conny wollte jedoch tapfer weiter marschieren, obschon bereits nach zehn Minuten die Hose komplett nass war.
Ich - ganz Milchmann - wollte umkehren. Aber denkste - Conny hatte ein Ziel und das hieß:
"Mitte vom W". Was für ein Glück,
dass der Wind weiterhin kräftig blies und
Conny nach weiteren zehn Minuten die Hände fast abgefroren waren.
Ich hatte mich fast mit meinem Schicksal abgefunden, als von hinten der Befehl kam: "Umkehren!" Am darauf folgenden Tag sind wir zu viert mit dem Boot
und dem Bus bis vor dem Cerro Torre gefahren, zu dem wir am nächsten Tag wandern wollten.
Die Nacht war sternenklar. Wir haben den Mond mit einem absolut hellen Schein
sowie einem schönen kitschigen Rand bestaunt und uns gefreut, hier zu sein.
Die Nacht war dafür, wenn wundert's, mal wieder arschkalt.
Am Morgen wurden wir für diese Nacht mit einem absolut blauen,
wolkenfreien Himmel, aus dem die Sonne mit verschwenderischer Wärme,
die Nacht wieder gutmachend, schien, belohnt.
Wir machten uns auf den Weg zum Cerro Torre.
Mittlerweile wussten wir, dass wir den Zeitangaben auf den Hinweisschildern
und in den Karten nicht trauen konnten, und machten uns darauf gefasst,
lediglich die Hälfte der Route zu schaffen.
Aber irgendwie schien Frank unheimliche Kraft getankt zu haben. Woher die auch immer kam....
Kathleen hat nach ca. einer Stunde Aufstieg den Abstieg bevorzugt,
so dass wir zu dritt weiter gewandert sind.
Nach ca. zwei Stunden kamen wir an das erste Refugium; vorbei an reinen Stein-
bzw. Steinsand-Hängen, die mit einigem Respekt zu behandeln waren,
zumal der direkte Weg nach unten direkt neben dem rechten Fuß begann.
Überrascht von unserer Schnelligkeit, gab es für Frank kein Halten mehr.
Es ging in Stechschritten weiter, immer höher, vorbei an weiteren Abhängen,
durch einen wünderschönen Wald, immer als erster.
Sein Knie schien auf einmal keine Probleme mehr zu machen.
In den Augen hatte er nur ein Ziel: "Torres!". Der Abstieg ging dann ebenso überraschend schnell. Wir hatten eigentlich wesentlich mehr Zeit eingeplant, da Frank das Knie bei jedem Schritt nach unten schmerzte. Aber mittlerweile hatte er eine Möglichkeit gefunden, sich aufstützend auf seine Stöcke halb hüpfend hinunter zu bewegen. Sah von hinten ziemlich geil aus!!! So kamen wir also noch vor dem Sonnenuntergang im Tal an. Zur Krönung des Abends gab es anschließend ein Lagerfeuer und wieder mal Sterne... Da wir alles gesehen hatten, sind wir am nächsten Morgen nach Puerto Natales aufgebrochen. Die kurze Wanderung zum Bus (lediglich sieben Kilometer ohne nennenswerte Höhen) dauerte im Vergleich zur gestrigen Wanderung ziemlich lange. Frank schien etwas geschafft zu sein... In Puerto Natales haben wir dann weitere vier Tage verbracht
(von denen allerdings lediglich zwei geplant waren).
Wir haben die beiden verabschiedet und haben auf die Fähre gewartet,
die uns weiter nach Puerto Montt bringen sollte.
Aber die Fähre kam nicht wie erwartet am Montag, auch nicht am Dienstag,
nein am Mittwoch morgen erst konnte die Fähre ihre Reise beginnen.
Der Grund für die Verzögerung war Wind. Einfach Wind! Auf der Fähre bekamen Conny und ich eine Kabine zugewiesen, obschon wir nur für einen Schlafsessel im Schlafsaal gezahlt hatten. Wir wurden aufgrund der Vorsaison höher gestuft. Die Nächte waren gesichert! Die Fahrt von Puerto Natales bis nach Puerto Montt ist als angeblicher Höhepunkt in jedem Reiseführer beschrieben. Also haben auch wir das gemacht, was man als gewissenhafter Tourist so machen muss. Allerdings gefielen mir diese wolkenbehangenen Tage auf dem Schiff nicht so gut, da man außer Wasser und ein wenig Land nichts sieht und zudem nichts machen kann. Conny hingegen hat der Tripp besser gefallen. In Puerto Montt haben wir, den Empfehlungen unseres Buches zufolge, eine "echte chilenische und gemütliche Unterkunft" genommen. Gemütlich war es für ca. zwei Stunden. Solange waren wir damit beschäftigt, Essen zu besorgen und ein wenig von der Stadt zu sehen. Danach ging es in ein feuchtes, muffiges Wohnzimmer (is' schon komisch, auf feuchten Sofas zu sitzen). Unser Zimmer war soweit ganz okay, abgesehen von der dreckigen Decke und den tausenden Krümmeln. Die Nacht begann friedlich und endete irgendwie gegen zwei Uhr damit, dass eine Horde von Chilenen irgendeinen Abschied direkt neben unserem Zimmer feierten. Gegen drei, halb vier befreite uns die Herbergsmutter von den Geräuschen und schickte alle Feiernden mit einem Machtwort schlafen. Am nächsten Morgen sind die Chilenen dann glücklicherweise ausgezogen und wir sind der Bequemlichkeit halber noch einen Tag geblieben. Puerto Montt ist im Vergleich zu Puerto Natales, wo wir alles in allem ca. eine Woche waren, riesig. Hier gab es wieder viel zu sehen und vor allem wieder alles zu kaufen. Am Hafen haben wir mit Christoph, auch einem Weltreisenden, fangfrischen Fisch
und undefinierbares, aber leckeres Meeresgetier gegessen. Ich musste mich ein wenig überwinden,
neben all dem Gestank und dem toten, teils blutigen Fisch Appetit zu entwickeln.
Aber letztenendes war das Essen ziemlich lecker.
Christoph hat uns mit Tipps für die weitere Reise versorgt.
Gemeinsam sind wir am kommenden Tag weiter nach Vilarica gefahren. Von Vilarica aus haben wir mit Christoph und einem weiteren Pärchen
die Gegend in einem gemieteten Auto erkundet. Es ist schön hier!
Ein bisschen sieht es aus wie in Deutschland. Sanfte Hügel, grüne Wiesen,
weite Wälder, Kühe... Weiter ging es dann zu einem See, an dem wir inmitten von Schweinen, Hunden, Hühnern und Kühen Mittagspause gemacht haben. Weiter ging es Richtung Thermen. Mittlerweile hatte Christoph das Fahren über die Pisten übernommen und versuchte, neue Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen (ich bin ihm wohl zu langsam gefahren). Gesund sind wir an einer Therme angekommen. Ich hatte mir ja vorgestellt, in der freien Natur inmitten eines kleinen Tümpels baden zu können und mich im Fluss abkühlen zu können. Pustekuchen. Wir waren in einer Hotelanlage angekommen, in der es vier Außenbecken gab, die gar nichts mit meiner romantischen Vorstellung von natürlichen heißen Quellen zu tun hatten. Sah aus wie im Mattlerbusch (einer großen Saunaanlage in Duisburg); nur die Saunen fehlten. Zudem war es scheiße teuer. Aber wat will man machen, wenn alle nach einem anstrengenden schönen Tag in diese Pools springen will? Nix. Am Ende war et ganz nett, der Hotelbesitzer hat uns die heiße Quelle gezeigt.
Spätenstens hier zerplatzte meine romantische Verklärtheit:
Die Quelle war über siebzig Grad heiß!!!! Auf dem Rückweg fiel uns bei dem Mietwagen ein lautes Geräusch
und die nicht unbedingt packende Bremse auf. Die hintere rechte Radkappe war verdächtig heiß... Am darauf folgenden Tag haben wir Pucon erkundet. Pucon ist ungefähr so wie Renesse oder auch wie der Ballermann 6. Eine Kneipe neben der anderen. Alles ist darauf ausgerichtet "Fun, Fun, Fun" und nebenher "Adventure-Tours" oder auch "Survival-Training" zu vermitteln. Wahlweise beim River-Rafting, beim "Hiken" auf 'en Vulkan oder auch beim "Motorrad" (die komischen Dinger mit vier Rädern, die jeden Stein schaffen) fahren durch die wilde Wildnis. Wat für ein Glück, dass wir Vilarica als Aufenthaltsort gewählt hatten. Nach ca. zwei Wochen ohne nennenswerte Wanderung dürsteten unsere Körper nach Betätigung. Wir sind dazu in den Huerque-Nationalpark gefahren. Zum ersten Mal waren wir im Regenwald! Der Wald zeichnet sich durch feuchte Böden, viele Seen, viele Farne und Schilfe sowie durch bestimmte seltene Bäume aus, deren Namen ich vergessen habe. Nach ca. sieben Stunden Wanderung hatten wir beide wieder die Dosis Beschäftigung, die wir brauchten - und das bei strahlendem Sonnenschein! Von Vilarica aus sind wir weiter nach Temuco. Von dort aus haben wir abends den Zug nach Santiago de Chile genommen. Ich wollte unbedingt Zug fahren. Nachdem wir uns in einem langen Entscheidungsprozess endlich zu der "Salon-Klasse" durchgerungen hatten, mussten wir feststellen, dass diese bereits ausverkauft war und es nur noch die "Turista"-Klasse gab. An sich nicht schlimm, dachten wir. Wenn da nicht die vielen anderen Mitreisenden gewesen wären, die neben den unermüdlich schreienden Kaffee- und Teeverkäufern dafür gesorgt haben, dass die Nacht erst gar nicht beginnen kann. Der Opa hinter uns beschäftigte sich liebevoll und vor allem laut mit seinen Enkeln. Die Oma neben uns sonderte - selten natürliche - Gerüche ab und die Heizung sorgte mit ihrem ständigen Heiß und Kalt für eine selten gelungene Mischung. Völlig übermüdet kamen wir in Santiago de Chile an. Zum Glück konnten wir bei Werner, Christine nebst der sechsjährigen Anja Unterschlupf finden. Werner ist mit seiner Familie vor ca. vier Jahren ausgewandert. Wir haben uns vorher im Chor kennengelernt. Hier werden wir absolut verwöhnt. Christine sorgt jeden Abend für kulinarischen Hochgenuss und wir lernen mit allen eine ganz andere Seite der Stadt kennen. In ca. drei, vier Tagen, wenn Conny sich ein wenig von ihrer Magen- und Darm-Grippe erhohlt hat, werden wir weiter. Es wird nach Valparaiso (dem Traum vieler Alt-Hippies), anschließend in die größte Kupfermine der Welt und in die Salzwüste gehen... Alles Liebe und bis die Tage Conny und Stephan |
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© 2002 Maria Oelinger Dipl.-Math. |
Einmal um die ganze Welt |
Letzte Änderung: 29.01.2002 address: http://www.oelinger.de/hauser/reisebericht03.htm |