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Prüfungsprotokoll

Hauptdiplomprüfung Mathematik

Fach: Numerik I
Prüfer: Prof. Dr. F. Pittnauer, Universität Duisburg
Datum: 24.10.2000
Dauer: ca. 30 Min
Note: sehr gut

Fragenkatalog:
5-Min-Thema:
Banachscher Fixpunktsatz mit Beweis.

Sei f eine stark kontrahierende Abbildung eines vollständigen metrischen Raumes (X, d) in sich. Dann besitzt f genau einen Fixpunkt in X.

Existenz
Idee: Zeigen, dass I (f, x 0) eine Cauchy-Folge auf X ist und damit konvergiert. Wähle x 0 Element X und bilde I (f, x 0).

Da f kontrahierend ist, gilt
(wegen d (x n, x n – 1) = d (f (x n – 1), f (x n)) kleinergleich (alpha f) n • d (x n – 1, x n) ) :

d (x n, x n + 1kleinergleich alpha  f • d (x n – 1, x nkleinergleich … kleinergleich (alpha f) n • d (x 0, x 1)

Sei nun o. B. d. A. m > n:

d (x n, x mkleinergleich d (x n, x n + 1) + ... + d (xm – 1, x m)
Dreiecksungleichung für Metrik d

kleinergleich ((alpha f) n + (alpha f) n + 1 … + (alpha f) m – 1 ) • d (x 0, x 1)
nach obiger Abschätzung

= (alpha f) n • [1 + (alpha f) 1 + … + (alpha f) m – n – 1 ] • d (x 0, x 1)

= (alpha f) n • d (x 0, x 1) • Summenü=0,…,m–n–1(alpha f) nü

kleinergleich (alpha f) n • d (x 0, x 1) • Summenü=0,…,unendlich(alpha f) nü
positive Werte zur Summe addiert

geometrisch Reihe mal alpha •d (x 0, x 1)
geometrische Reihe

D.h. der Abstand der Folgeglieder wird beliebig klein (da 0 kleinergleichalpha f < 1) und damit

=>   I (f, x 0) ist Cauchy-Folge

=>   es ex. lim ngegenunendlich x n = x* Element X

x* = lim ngegenunendlich x n = lim ngegenunendlich f (x n – 1) = f (lim ngegenunendlich x n – 1 ) = f (x*)

Eindeutigkeit
x*, y* Element X seien Fixpunkte.
Dann gilt:

d (x*, y*) = d [f (x*), f (y*)] kleinergleich alpha f • d (x*, y*)

<=>

(1 – alpha f) • d (x*, y*) kleinergleich 0
    (1 – alpha f) > 0, da 0 alpha f) < 1 und d (x, y) größergleich 0, da d Metrik ist

d (x*, y*) = 0   <=>   x* = y*       Beweisende

 

Wo finden wir eine Anwendung des Satzes?

Also Übergang vom Banachschen Fixpunktsatz zu linearen Gleichungssystemen:
Wann sind die Voraussetzungen erfüllt, dass die Abb x = Ax + b stark kontrahierend ist?
A quadratisch, regulär, Spektralradius rho (A) < 1 (Kontraktionszahl).

Ist das Kriterium rho (A) < 1 hinreichend für Konvergenz? Ja
Welcher Raum ist das? Rn oder Cn
Sind diese Räume denn vollständig? Ja, z.B. d (x, y) = || x - y ||   (Vektornorm, Metrik)

 

Manchmal ist die Kontraktionszahl aber nah bei 1, was tut man dann?

 

Die Konvergenz ist dann nicht so gut, also verwendet man Relaxationsfaktoren.

 

Was ist eine stark kontrahierende Abbildung?

 

f: XAbbildung nachX eines metrischen Raumes (X, d) in sich, die dehnungsbeschränkt ist, d.h.

d [f (x), f (y)] kleinergleich k • d (x, y)    x, y Element X und festes 0 kleinergleich k < unendlich gilt

mit Dehnungszahl alpha f := inf { k | k erfüllt obige Bedingung},
für stark kontrahierendes f ist 0 kleinergleich alpha f < 1

 

Welches Relaxationsverfahren kennen Sie?

JOR-Verfahren mit

Voraussetzung:
Element Mn (R) mit diag (A) = I ist regulär.

Zerlegung:
A = M – N mit
M = (1/omega) • I,
N = ((1/omega) – 1) • I + J 1     mit omega Element R \ {0}

Iteration:
x (0) Element R n,
x (k+1) = J omega • x (k) + b,   wobei

JOR-Matrix J omega = (1 – omega) • I + J 1 und

optimaler Relaxationsfaktor omega 0 ist dann:

Falls (Jomega 0kleinergleich (Jomega)   für alle R \ {0} mit rho (Jomega) < 1 gilt.

Explizit:
Für symetrisches und positiv-definites A = I – J Element Mn (R) mit den Eigenwerten
0 < lambda 1 kleinergleich lambda 2 kleinergleich … kleinergleich lambda n ist

omega 0 = 2 / (lambda 1 + lambda n)

der optimale Relaxationsfaktor des JOR-Verfahrens, und es gilt:

rho (J omega) = ((lambdan – lambda1) / (lambda1 + lambdan)) < 1

Konvergenz:
Für symetrisches und positiv-definites A = I – J Element Mn (R) mit den Eigenwerten
0 < lambda1 kleinergleich lambda2 kleinergleich … kleinergleich lambdan konvergiert das JOR-Verfahren für alle omega Element R mit

0 < omega < 2/lambdan   gegen die Lösung von Ax = b.

Lemma von Kahan: Was folgt für omega daraus?   Dass es aus dem Intervall (0, 2) sein muss.

 

Wie sieht es bei mehrdimensionalen Gleichungssystemen aus? Da stand ich auf dem Schlauch und wusste nicht, was gemeint war.

 

Newton-Verfahren

Zusammenhang mit Banachschem Fixpunktsatz
(Welche Kontraktionszahl haben wir hier? - Wusste ich leider auch nicht.)

Iterationsvorschrift:
x 0 Element [a, b]
x n+1 = x n – (F (x n)/F' (x n))   (n Element N 0)

Dabei ist F: [a, b]Abbildung nachR eine einmal stetig differenzierbare Abbildung.

Konvergenz
Die Abbildung F: [a, b]Abbildung nachR sei zweimal stetig differenzierbar und es gelte

(i) F (a) • F (b) < 0  
(ii) F' (x) ungleich 0 für alle x Element [a, b]
(iii) F (x 0) • F'' (x) > 0 für alle x Element [a, b] und ein festes x 0 Element [a, b]

Dann konvergiert das Newton-Verfahren mit dem Startwert x 0 monoton gegen die einzige einfache Nullstelle x* Element (a, b) von F mit dem Konvergenzgrad

gamma = 2

und dem asymptotischen Fehlerkoeffizienten

kleinergleich M'' / 2m'. 

Dabei ist 0 < m' = min akleinergleichxkleinergleichb | F' (x) | < unendliche und

0 < M'' = Max akleinergleichxkleinergleichb | F'' (x) | < unendliche.

Was ist gamma?
Konvergenzgrad der Nullfolge positiver Zahlen (rn) nElementN0

gamma := sup {c Element R | lim sup ngegenunendlich (rn+1 / rnc) < unendlich}

Was ist rn?
rn = d (x n, x*) mit Nullstelle x*

Wahl des Startwertes x 0: Gut oder schlecht?
Güte des Startwertes

Wie würden Sie das einem Schüler erkären?
Anhand der Skizze erklären, wie die Tangenten auf den Nullpunkt zulaufen, Schnitt mit der x-Achse ist neuer Wert für die Iteration.

Idee: Tangenten anlegen

 

Newton-Verfahren mehrdimensional

Sei D enthalten in Rn offene Menge und F: Dbildet ab nachRn stetig differenzierbare Abbildung, ferner sei die Jacobi-Matrix F' (x (k)) regulär für alle k Element N0.

Iteration:
x (0) Element D
x (k+1) = x (k) – (F' (x (k) ))–1 • F (x (k) )    (k Element N0)

 

Konvergenz über Satz von Newton-Kantorowitsch

enthalten in Rn sei offene Menge und D0 enthalten in D konvex. Ferner sei F: Dbildet ab nachRn gegeben mit

(i) F ist auf D stetig und auf D0 differenzierbar
(ii)

Es existiert ein x (0) Element D 0 und Konstanten r, alpha, beta, gamma, h = (1/2) • alpha beta gamma    mit

Br (x (0)) = { x Element Rn ; || x – x (0) || < r } enthalten in D0, 0 < h < 1 und r = alpha / (1 – h)

(iii) || F' (x) – F' (y) || kleinergleich gamma • || x – y ||    für alle x, y Element D0
(iv) [F' (x)]–1 existiert und || [F' (x)]–1 || kleinergleich beta   gilt für alle x Element D0
(v) || [F' (x (0))]–1 • F (x (0)) || kleinergleich alpha
Dann gelten
(1)

Für die Punkte x (0), x (k+1) = x (k) + [F' (x (k) )]–1 • F (x (k) )    mit k Element N0 gilt:

x (k) Element Br (x (0) ) für alle k Element N0

(2) Es existiert x* = lim kgegenunendlich x (k) und es gilt:
x* Element Br (x (0) ) und F (x*) = 0
(3)

Die Vektorfolge x (0), x (k+1) (s.o.) mit k Element N0 hat den Konvergenzgrad gamma = 2 und es gilt die Fehlerabschätzung

Fehlerabschätzung

(Keine Sorge, in der Prüfung war es nicht ganz so ausfü.)

Was ist das für eine Kugel Br (x (0) ), wieso brauchen wir die?

Anhand der Skizze gezeigt, dass es wichtig ist, dass man in der Nähe der gesuchten Nullstelle startet:

Kugel um die Nullstelle
Sonst läuft man Gefahr, eine andere Nullstelle zu erwischen.

 

Satz von Ostrowski

Die Abbildung G: Rnbildet ab nachRn erfülle die Bedingungen
(i) Es existiert ein Fixpunkt x* = G (x*) Element Rn
(ii) G ist stetig differenhzierbar in einer Umgebung von x*
(iii) rho (G' (x*)) < 1
Dann konvergiert das Banachsche Iterationsverfahren für jeden genügend nahe bei x* liegenden Startvektor x 0 Element Rn gegen den Fixpunkt x* geometrisch mit dem asymptotischen Fehlerkoeffizienten sigma = rho (G' (x*)).

(Die Bedingung (ii) habe ich weggelassen bzw. für die dritte einfach vorausgesetzt.)

 

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© 2000 Maria Oelinger
cand. math.
Prüfungsprotokoll Letzte Änderung: 28.11.2000
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